Magic in the Moonlight

Magic in the Moonlight

Magic in the Moonlight

Magic in the Moonlight – Originaltitel: Magic in the Moonlight – Regie: Woody Allen – Drehbuch: Woody Allen – Kamera: Darius Khondji – Schnitt: Alisa Lepselter – Darsteller: Colin Firth, Emma Stone, Simon McBurney, Hamish Linklater, Eileen Atkins, Catherine McCormack, Ute Lemper u.a. – 2014; 95 Minuten

Inhaltsangabe

Der Magier Stanley Crawford täuscht zwar auf der Bühne eine andere Wirklichkeit vor, gibt jedoch offen zu, dass er mit Tricks arbeitet. Der Materialist setzt seinen Ehrgeiz daran, Okkultisten als Betrüger zu entlarven. Durch die Begeg­nung mit Sophie Baker beginnt er, an ein Jenseits zu glauben, und selbst als er begriffen hat, dass er auf einen Schwindel hereinfiel, kehrt er zwar zu seiner Überzeugung von der Sinnlosigkeit des Daseins zurück, hält aber zumindest die romantische Liebe weiterhin für möglich ...
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Kritik

"Magic in the Moonlight" ist eine unterhaltsame Komödie mit Elementen der Genres Krimi, Romanze und Märchen. Trotz des philosophischen Grundthemas hat Woody Allen sie mit leichter Hand inszeniert.
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1928 lässt der als angeblicher Chinese Wei Ling Soo auftretende englische Magier Stanley Crawford (Colin Firth) in Berlin einen Elefanten von der Bühne verschwinden, zersägt eine Jungfrau und beamt sich selbst aus einem verschlossenen Sarkophag in einen Drehsessel. Selbstverständlich ist das alles keine echte Zauberei, sondern das meisterhaft ausgeübte Handwerk eines Illusionisten. Stanley Crawford ist überzeugt, dass es nichts außer der naturwissenschaftlich beschreibbaren Welt gibt. An ein Jenseits glaubt er nicht, und Okkultismus hält er für Schwindel. Er hat auch bereits viele Betrüger entlarvt.

Sein zweitklassiger Kollege Howard Burken (Simon McBurney), mit dem er schon als Kind zusammen Zaubertricks übte, sucht ihn nach der Vorstellung in Berlin in der Garderobe auf und überredet ihn, mit ihm an die Côte d’Azur zu fahren. Dort habe sich eine junge, mittellose Amerikanerin als angebliches Medium das Vertrauen der wohlhabenden Witwe Grace Catledge (Jacki Weaver) erschlichen, erzählt Howard. Sophie Baker (Emma Stone) gebe vor, Kontakte mit den Seelen Verstorbener vermitteln zu können, und ihm sei es nicht gelungen, ihre Tricks zu durchschauen. Nun soll Stanley sie entlarven.

Statt also mit seiner Verlobten Olivia (Catherine McCormack) eine Ferienreise zu den Galapagos-Inseln zu unternehmen, wie es geplant war, lässt Stanley sich von Howard im Cabriolet mit an die Riviera nehmen und dort unter falschem Namen als angeblichen Importeur von brasilianischem Kaffee vorstellen. Sophie hält sich mit ihrer Mutter (Marcia Gay Harden) gemeinsam in der Villa der Familie Catledge auf und wird von Brice Catledge (Hamish Linklater), dem erwachsenen Sohn der Hausherrin, angehimmelt. Wie ein Troubadour umwirbt er sie, indem er Liebeslieder für sie singt und sich dabei auf einer Ukulele begleitet. Er trifft keine geschäftliche Entscheidung mehr, ohne zuvor den Rat des Mediums einzuholen.

Der eitle und hochnäsige Materialist Stanley ist davon überzeugt, dass er den Hokuspokus der hübschen jungen Amerikanerin rasch auseinandernehmen kann. Aber es verblüfft ihn, dass Sophie ihn nicht nur mit China und Deutschland in Verbindung bringt, sondern offenbar auch weiß, dass sein Onkel Charles vor langer Zeit ertrank. Es dauert nicht lang, bis sie seine falsche Identität durchschaut, ihn mit seinem richtigen Namen anspricht und sagt, sie habe ihn in Deutschland als Magier Wei Ling Soo auf der Bühne gesehen.

Bei einer Séance ruft Sophie den Geist von Harry Catledge an. Die Witwe Grace Catledge ist entzückt, als ihr verstorbener Ehemann durch Klopfzeichen mitteilt, dass die Gerüchte über seine Untreue falsch gewesen seien. Stanley beobachtet sowohl Sophie als auch deren Mutter, kann aber nichts Verdächtiges erkennen, auch nicht, als eine brennende Kerze vom Tisch nach oben schwebt, bis Howard sie ergreift und zurückstellt.

Am nächsten Tag begleitet Sophie den zynischen Zauberkünstler zu dessen Tante Vanessa (Eileen Atkins) in der Provence. Sie verblüfft ihn erneut, diesmal mit ihrem Wissen über Olivia und seine gescheiterte Liebesbeziehung mit Jenny. Aber es kommt noch besser: Sophie „sieht“, dass Vanessa als junge Frau einen britischen Parlamentarier liebte, der zwar ihre Gefühle erwiderte, aber verheiratet war und seine politische Karriere nicht aufs Spiel setzen wollte. Stanley, der das bereits wusste, beteuert seiner Tante, dass er Sophie nichts davon verraten habe. Er ist nun von Sophies übersinnlichen Fähigkeiten überzeugt. Sein materialistisches Weltbild bricht zusammen, denn das alles beweist ihm, dass es Dinge gibt, die sich nicht naturwissenschaftlich erklären lassen.

Auf der Rückfahrt haben Stanley und Sophie eine Autopanne und flüchten vor einem Gewitterschauer in ein Observatorium. Nach dem Unwetter öffnet Stanley die Kuppel, und sie blicken in den Sternenhimmel.

Während Brice eine Woche lang in Paris zu tun hat, geht Sophie viel mit Stanley spazieren. Anders als früher nimmt er den Duft der Blüten wahr und freut sich darüber. Sophie hat ihm die Augen für die Schönheit des Lebens geöffnet. Er beruft eine Pressekonferenz ein und erklärt seine bisherige Weltanschauung für falsch. Dass er dazu in der Lage ist, einen fundamentalen Irrtum offen einzugestehen, hält er in seiner Eitelkeit für einen Beweis seiner Charakterstärke.

Sophie hat sich längst in Stanley verliebt, aber er nimmt es nicht wahr und rät ihr stattdessen, Brice zu heiraten. Der sei zwar ein Tölpel, aber reich, meint Stanley, und deshalb sei es nur vernünftig, auf dessen Werben einzugehen. Enttäuscht wendet Sophie sich ab.

Als Tante Vanessa bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich verletzt wird, eilt Stanley ins Krankenhaus – und betet für sie. Plötzlich hört er damit auf. Sobald er von den Ärzten erfahren hat, dass seine Tante wieder gesund wird, kehrt er zu den anderen zurück. Die erkundigen sich besorgt über das Befinden seiner Tante, und er fragt spöttisch zurück, wieso Sophie ihnen das nicht mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten habe sagen können.


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Howard und Sophie sprechen über den für Stanley inszenierten Schwindel, mit dem Howard sich dafür rächen wollte, dass er stets in Stanleys Schatten stand. Er war es auch, der Sophie die erforderlichen Informationen lieferte. Stanley, der das Gespräch belauscht hat, sitzt wie bei seiner berühmten Bühnennummer unvermittelt in einem Drehsessel vor Sophie und Howard.

Während er betete, begriff Stanley, dass sein neuer Optimismus auf einer Illusion beruhte und er sich täuschen ließ. Er wird erneut zu einem materialistischen Zyniker.

Einige Zeit später holt er seine Tante aus dem Krankenhaus ab und bringt sie nach Hause. Im Gespräch mit ihm weist sie darauf hin, wie vernünftig es für ihn wäre, Olivia zu heiraten. Eine Romanze mit Sophie stellt sie dagegen als abwegig dar, aber in Wirklichkeit lenkt sie seine Gedanken genau in diese Richtung, und als sie ihm mitteilt, sie habe gehört, dass Sophie Baker inzwischen den Heiratsantrag von Brice Catledge angenommen habe, eilt Stanley zurück.

Ungelenk schlägt er Sophie vor, sie unter seine Fittiche zu nehmen und bietet ihr „ein Leben mit einem weltgewandten Genie“ an. Als sie seinen überheblichen Antrag ablehnt, meint er erzürnt, sie habe ihren Fahrschein ins Paradies weggeworfen und reist wieder zu seiner Tante in die Provence.

Von dort telefoniert er mit Olivia, die sich inzwischen auf den Galapagos-Inseln aufhält und seine Aufkündigung der Verlobung gelassen hinnimmt.

Kurz darauf steht Sophie in der Tür.

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„Magic in the Moonlight“ ist eine unterhaltsame Komödie von Woody Allen mit Elementen der Genres Krimi, Romanze und Märchen.

Thematisch dreht sich „Magic in the Moonlight“ um die Frage, ob es nur die naturwissenschaftlich erklärbare, gottlose Realität gibt oder auch ein Jenseits. Stanley Crawford täuscht zwar auf der Bühne eine andere Wirklichkeit vor – so wie es der Drehbuchautor und Regisseur Woody Allen im Kino tut –, gibt jedoch außerhalb des Theaters offen zu, dass er mit Bühnentricks arbeitet. Er vertritt eine materialistische Weltauffassung und setzt seinen Ehrgeiz auch daran, Okkultisten als Betrüger zu entlarven. Aber durch die Begegnung mit Sophie Baker beginnt der zynische Misanthrop an ein Jenseits zu glauben. Sophie öffnet ihm die Augen für die Schönheit der Welt, und selbst als er begriffen hat, dass er auf einen Schwindel hereinfiel, kehrt er zwar zu seiner Überzeugung von der Sinnlosigkeit des Daseins zurück, hält aber zumindest die romantische Liebe weiterhin für möglich.

Trotz des philosophischen Grundthemas hat Woody Allen „Magic in the Moonlight“ mit leichter Hand inszeniert. Die Dialoge der unterhaltsamen Komödie funkeln, wie wir es von Woody Allen gewohnt sind. Das gilt beispielsweise für die Szene, in der Tante Vanessa aufzählt, warum die Eheschließung ihres Neffen Stanley mit seiner Verlobten Olivia vernünftig wäre und ihn zwischen den Zeilen anspornt, Sophie einen Heiratsantrag zu machen. Ein wenig seltsam ist allerdings der Altersunterschied des Liebespaares: Stanley wird von dem 1960 geborenen Colin Firth dargestellt, Sophie von der weniger als halb so alten Emma Stone (* 1988). Überzeugend sind vor allem auch Kostüme und Ausstattung in „Magic in the Moonlight“.

Die Figur Stanley Crawford weist übrigens Züge des legendären Magiers Harry Houdini (1874 – 1926) auf: Der geltungssüchtige Künstler ließ auf dem Times Square in New York einen Elefanten verschwinden, gab offen zu, mit Bühnentricks zu arbeiten, entlarvte Spiritisten als Betrüger und vertrat eine materialistische Lebensauffassung.

Zauberer gibt es auch in anderen Komödien von Woody Allen, so den Hypnotiseur Eddie Polgar in „Im Bann des Jade Skorpions“, der Magier Sid Waterman in „Scoop“ und die Wahrsagerin Cristal in „Ich sehe den Mann deiner Träume“.

Bei der Sternwarte, in die Sophie und Stanley vor dem Gewitterschauer flüchten, handelt es sich um das 1879 errichtete Observatoire de Nice auf dem 372 Meter hohen Mont Gros. Die von Gustav Eiffel konstruierte Kuppel weist einen Durchmesser von 26 Metern auf. Die Öffnungsweite des 1888 in Betrieb genommenen Linsenteleskops („La Grande Lunette“) beträgt 76 Zentimeter. Mit der Szene zitiert Woody Allen sich selbst: In „Manhattan“ suchen Mary und Isaac bei strömendem Regen das Hayden Planetarium in New York auf.

Die Marlene Dietrich imitierende Sängerin in einem Berliner Kabarett wird von Ute Lemper verkörpert. Sie singt ein Stück aus der Burleske „Alles Schwindel“ von Mischa Spoliansky (Musik) und Marcellus Schiffer (Text). Gedreht wurde die Szene im Ballsaal des Hotels Le Negresco in Nizza.

In „Magic of the Monnlight“ angespielte Musikstücke:

  • Cole Porter: You Do Something To Me
  • Igor Strawinsky: Le sacre du printemps
  • Maurice Ravel: Boléro
  • Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9 in d-Moll
  • Mischa Spoliansky: Alles Schwindel
  • Kurt Weill: Moritat
  • Joseph A. Burke: Dancing with Tears in My Eyes
  • Richard Rodgers: Thou Swell
  • Milton Ager: Big Boy
  • Harry Carroll: I’m Always Chasing Rainbows
  • Raymond Klages: Sorry
  • Ted Snyder: Scheich von Arabien
  • Jerome Kern: Who
  • Jean Schwartz: Chinatown, My Chinatown
  • Sonny Miller: Remember Me
  • James P. Johnson: Charleston
  • Ben Bernie und Maceo Pinkard: Sweet Georgia Brown
  • Con Conrad, Gladys DuBois, Russ Columbo und Paul Gregory: You Call it Madness
  • Larry Shields, Tony Sbarbaro, Nick LaRocca und Edwin B. Edwards: At the Jazz Band Ball
  • Ray Henderson: It All Depends on You
  • Fred E. Ahlert: I’ll Get by
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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2015

Woody Allen (kurze Biografie / Filmografie)

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Woody Allen: Manhattan
Woody Allen: Stardust Memories
Woody Allen: Zelig
Woody Allen: The Purple Rose of Cairo
Woody Allen: Hannah und ihre Schwestern
Woody Allen: Verbrechen und andere Kleinigkeiten
Woody Allen u. a.: New Yorker Geschichten
Woody Allen: Schatten und Nebel
Woody Allen: Ehemänner und Ehefrauen
Woody Allen: Manhattan Murder Mystery
Woody Allen: Alle sagen I Love You
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Woody Allen: Im Bann des Jade Skorpions
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