Schatten und Nebel

Schatten und Nebel

Schatten und Nebel

Schatten und Nebel – Originaltitel: Shadows and Fog – Regie: Woody Allen – Drehbuch: Woody Allen – Kamera: Carlo Di Palma – Schnitt: Susan E. Morse – Musik: Kurt Weill – Darsteller: Woody Allen, Mia Farrow, John Malkovich, Madonna, David Ogden Stiers, Michael Kirby, Donald Pleasence, Jodie Foster, Kathy Bates, John Cusack, Philip Bosco, Eszter Balint, Kate Nelligan, William H. Macy, Julie Kavner u.a. – 1991; 80 Minuten

Inhaltsangabe

Mitten in einer nebeligen Nacht wird Max Kleinmann von den Männern der Bürgerwehr aus dem Schlaf gerissen. Sie suchen nach dem Würger, einem Serienmörder. Bis Kleinmann sich angezogen hat, sind die Männer bereits fort. Durch Zufall trifft er auf die Schwertschluckerin Irmy, die gerade ihren Lebensgefährten verließ, im Bordell Zuflucht suchte und dort bei einer Razzia vorübergehend festgenommen wurde. Während er versucht, ihr einen Schlafplatz zu verschaffen, gerät er unter Mordverdacht ...
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Kritik

Die kafkaeske Filmkomödie ist eine Hommage an expressionistische Stummfilmregisseure. Doch im Unterschied zu den Klassikern unterhält "Schatten und Nebel" auch mit dem von Woody Allen gewohnten Wortwitz.
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Eine Kleinstadt in Europa in den Zwanzigerjahren. Mitten in der Nacht wird der Angestellte Max Kleinmann (Woody Allen) aus dem Schlaf gerissen. Die Männer der Bürgerwehr pochen an seine Tür und fordern ihn auf mitzukommen. Sie suchen nach dem Würger (Michael Kirby), einem Serienmörder, der seit einiger Zeit immer dann sein Unwesen in der Stadt treibt, wenn dichter Nebel herrscht – so wie in dieser Nacht.

Bis Kleinmann sich angezogen hat, sind die Männer bereits fort. Seine Vermieterin (Camille Saviola) gibt ihm ein Tütchen Pfeffer mit, damit er sich notfalls gegen den Serienmörder wehren kann.

Als Erstes sucht Kleinmann den ebenfalls zur Bürgerwehr gehörenden Arzt (Donald Pleasence) auf, der davon träumt, das Gehirn des Würgers zu sezieren und auf diese Weise dessen Beweggründe herauszufinden. Zwischen drei Leichen, die zur Obduktion bereit liegen, trinken der Arzt und sein Gast ein Schnäpschen, aber Kleinmanns Frage, welche Aufgabe ihm von der Bürgerwehr zugeteilt worden sei, will der Doktor nicht beantworten.

Nachdem der Arzt kurz darauf vom Würger ermordet wurde, stellt die Polizei das Glas sicher, auf dem sich Kleinmanns Fingerabdrücke befinden.

Als Kleinmann Zeuge der Verhaftung der jüdischen Familie Minsk wird, geht er zum Polizeirevier, um beim Polizeichef (Greg Stebner) ein gutes Wort für die liebenswürdige Familie einzulegen.

Zur gleichen Zeit erwischt die zu einem in der Stadt gastierenden Wanderzirkus gehörende Schwertschluckerin Irmy (Mia Farrow) den Clown (John Malkovich), ihren Lebensgefährten, mit der Hochseilartistin Marie (Madonna). Wütend verlässt sie ihn und sucht in der nebeligen Stadt nach einer Unterkunft. Sie trifft auf eine Straßenprostituierte, die sie vor dem Würger warnt und mit ins Hurenhaus nimmt. Dort kann sie übernachten. Während sie mit den Prostituierten (Kathy Bates, Jodie Foster, Lily Tomlin, Anne Lange) Kaffee trinkt, kommen vier Studenten herein (John Cusack, Andrew Mark Berman, Paul Anthony Stewart, Thomas L. Bolster). Einer von ihnen – Jack (John Cusack) – sucht sich Irmy aus, aber die Schwertschluckerin klärt ihn darüber auf, dass sie in dem Bordell nur zu Gast sei. Jack lässt sich nicht von seinem Vorhaben abbringen, und als er Irmy 700 Taler bietet – alles, was er an diesem Abend beim Glücksspiel gewann –, geht sie mit ihm unter dem Jubel der Huren ins Nebenzimmer.

Ausgerechnet in dieser Nacht führt die Polizei eine Razzia in dem Bordell durch. Irmy wird mit Jack angetroffen und festgenommen, weil sie keine Lizenz vorweisen kann. Vergeblich beteuert sie, keine Prostituierte zu sein: Aus dem hohen Geldbetrag, der bei ihr gefunden wird, folgert die Polizei, dass sie in dieser Nacht bereits fleißig angeschafft hat. 50 Taler Strafe muss sie auf dem Polizeirevier zahlen.

Während die Beamten sich mit Irmy befassen, nimmt Kleinmann unbemerkt das Glas an sich, aus dem er getrunken hatte.

Zusammen mit Irmy verlässt er das Polizeirevier, und als er hört, dass sie keinen Schlafplatz hat, will er mit ihr zu seiner Freundin Eve (Kate Nelligan) und sie bitten, die Artistin aufzunehmen.

Unterwegs ertappen sie Mr Paulsen (Philip Bosco), Kleinmanns Chef, der eine Frau durchs Fenster beim Ausziehen beobachtet. Wütend entlässt der Voyeur daraufhin seinen Angestellten.

Weil Irmy wegen der Ereignisse im Bordell von Schuldgefühlen geplagt wird, fordert sie ihren Begleiter auf, in eine Kirche zu gehen und die restlichen 650 Taler zu spenden. Der Geistliche (Josef Sommer) hat gerade einen Polizisten (Ira Wheeler) zu Besuch, der beim Anblick des vielen Geldes sofort misstrauisch wird, aber der Pfarrer nimmt es, bevor sein Gast Fragen stellen kann.

Nachdem Kleinmann das Geld abgegeben hat, begegnen Irmy und er einer hungrigen Obdachlosen (Eszter Balint) mit ihrem Baby (Rebecca Gibson). Daraufhin schickt Irmy ihren Beschützer noch einmal in die Kirche, damit er die Hälfte des Geldes zurückholt und der armen Frau gibt.

Endlich stehen Irmy und Kleinmann vor dem Haus, in dem Eve wohnt. Die resolute Frau keift aus einem Fenster, weil sie mitten in der Nacht geweckt wurde und ist nicht bereit, den Störenfrieden die Tür zu öffnen.

Irmy und Kleinmann gehen weiter. Sie stoßen auf die Bürgerwehr und erfahren, dass der Anführer (David Ogden Stiers) gerade ermordet wurde, aber nicht vom Würger, sondern von einer konkurrierenden Bürgerwehr.

Wenn Sie noch nicht erfahren möchten, wie es weitergeht,
überspringen Sie bitte vorerst den Rest der Inhaltsangabe.

Der Hellseher Spiro (Charles Cragin) und sein Assistent (Robert Joy) tauchen in Begleitung eines Polizisten (William H. Macy) auf. Der Polizist erkennt die ohne Lizenz im Bordell festgenommene Frau wieder. Hat sie schon wieder einen neuen Freier? Spiro findet bei Kleinmann das aus dem Polizeirevier gestohlene Glas. Das macht ihn verdächtig. Man will ihn lynchen. In seiner Verzweiflung sucht Kleinmann Zuflucht bei Alma (Julie Kavner), aber sie wünscht ihm die Pest an den Hals, weil er es mit ihrer jüngeren Schwester Trudi im Besenschrank trieb, während sie vor dem Altar vergeblich auf den Bräutigam wartete und sich vor den Hochzeitsgästen blamierte.

Inzwischen sucht der Clown nach Irmy. In einer Kneipe trifft er auf den Studenten Jack, der ihm von der „Tigerin“ vorschwärmt, die er gerade im Bett hatte. Als Jack erwähnt, dass es sich nicht um eine Professionelle handelte, sondern um eine Schwertschluckerin aus dem Wanderzirkus, begreift der Clown, von wem Jack spricht. Er kann es kaum glauben.

Schließlich findet er Irmy, die seit Kleinmanns Flucht allein durch den Nebel irrt. Sie hören einen Schrei und finden die Leiche der Obdachlosen. Irmy, die schon immer ein Kind haben wollte, nimmt das verwaiste Baby in den Arm. Ihr Lebensgefährte weiß zunächst nicht, was sie im Wanderzirkus mit einem Kleinkind anfangen sollen, aber dann findet er Gefallen an dem kleinen Mädchen und schlägt Irmy vor, noch ein eigenes Kind zu zeugen, damit es nicht allein aufwachsen muss.

Glücklich geht Irmy nach der Rückkehr in ihren Wohnwagen zum Brunnen, um Wasser zu holen. Sie merkt nicht, wie der Würger sich anschleicht. Gerade noch rechtzeitig taucht Kleinmann auf und warnt sie.

Der Serienmörder geht auf Kleinmann los, aber der Magier (Kenneth Mars) nimmt den Verfolgten mit in einen Spiegelschrank und zaubert den Würger in einen Käfig. Obwohl er ihm Ketten anlegt, ist der Mörder plötzlich verschwunden.

Nach anfänglichem Zögern erklärt Kleinmann sich bereit, als Assistent des Zauberers beim Wanderzirkus zu bleiben.

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Nie war Woody Allen, waschechtester New Yorker, Franz Kafka näher als in seinem Film „Schatten und Nebel“. Zeitlich nicht, geographisch nicht und vor allem nicht in der inneren Gestimmtheit. (Hellmuth Karasek, „Der Spiegel“ 10/1992)

Die kafkaeske Filmkomödie „Schatten und Nebel“ ist eine Hommage von Woody Allen an expressionistische Stummfilmregisseure wie Robert Wiene (1873 – 1938; „Das Cabinet des Dr. Caligari“, 1919), Friedrich Wilhelm Murnau (1888 – 1931; „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“, 1922, „Der letzte Mann“, 1924) und Fritz Lang (1890 – 1976; „Metropolis“, 1927, „M. Eine Stadt sucht einen Mörder“, 1931). Dementsprechend handelt es sich um einen Schwarz-Weiß-Film. Doch im Unterschied zu den Klassikern unterhält „Schatten und Nebel“ auch mit dem von Woody Allen gewohnten Wortwitz.

„Schatten und Nebel“ zählt nicht zu den besten Filmen von Woody Allen, aber die unterhaltsame und formal originelle Komödie ist auf jeden Fall sehenswert.

Als Soundtrack wählte Woody Allen Musik von Kurt Weill aus der „Dreigroschenoper“.

Aufsehenerregend ist das Staraufgebot in „Schatten und Nebel“: John Malkovich, Jodie Foster, Kathy Bates, John Cusack, Madonna …

„Schatten und Nebel“ wurde vollständig im Studio gedreht, und zwar im Studio Kaufman-Astoria in New York.

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Inhaltsangabe und Rezension: © Dieter Wunderlich 2009

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